20210219_unbenannt_0008_cChristian-Kotrc-scaled Meine Breathwork-Reise


… oder wie es zu 83% Vitalkapazität kam und ich diese auf 110% steigern konnte. Vitalkapazität ist – einfach gesagt – die Menge an Luft, die die Lunge auf einmal verarbeiten kann. Obwohl sich dieser Wert mit dem Älterwerden normalerweise verschlechtert, konnte ich ihn in den letzten Jahren dank Atemübungen aus dem Yoga verbessern. 

 

Mein Einstieg

Aber mal zum Anfang: Meine ersten Erfahrungen mit bewusster Atmung habe ich mit 13 Jahren gemacht, als ich bei einer wunderbaren Gesangslehrerin in der Schule Unterricht nehmen durfte. Ich habe von ihr z.B. gelernt, wie ich mein Zwerchfell trainieren kann (ich denke oft an sie, wenn ich Kapalabhati übe). Als ich 16 oder 17 war, hatte ich eine Lungenentzündung. Ich vermute, dass mich die Auswirkungen sehr lange begleitet haben – zumindest war ich bis kurz davor fit wie ein Turnschuh und bin es erst jetzt – 25 Jahre später – wieder. Ich hätte wohl strukturiertes Aufbautraining und Atemphysio gebraucht, was ich aber nicht wusste. 

 

Verzweiflung im Yoga…

Als ich begonnen habe, Yoga zu üben, hab ich mich immer auf den Pranayama-Teil mit den Atemübungen gefreut. Wie gesagt: Zwerchfell hüpfen lassen – kein Problem, das konnte ich! Wechselatmung fand ich sehr angenehm. Ungefähr zeitgleich war ich bei meiner ersten Tauchtauglichkeitsuntersuchung. Im Rahmen dieser Untersuchung wird regelmäßig eine Spirometrie gemacht, bei der die Vitalkapazität der Lunge gemessen wird. Mein Wert lag 2008 bei 83%, was mich damals nicht beunruhigt hat, schließlich hat mein Arzt gesagt, dass erst ein Wert unter 70% besorgniserregend sei. Und ich hatte ja keinen Vergleichswert. Jetzt im Nachhinein finde ich es schon wild – ich war da erst 26. 

Ich habe erst zu zweifeln begonnen, als ich während der Yogalehrer:innen-Ausbildung Übungen kennengelernt habe, bei denen ich die Luft anhalten sollte. Während alle gemütlich mir friedlichem Gesichtsausdruck die Atempause genossen haben, sind mir teilweise die Tränen gekommen, weil ich es einfach nicht konnte. Die Übungen wurden aber auch nicht didaktisch aufgebaut, sodass man das Luftanhalten erlernen konnte. Es gab auch keinen Weg, wie es gehen könnte. Es wurde einfach nur “abgeprüft” und vorausgesetzt, dass es funktioniert – wie so oft im Yoga. 

 

 … und beim Tauchen

Hier wiederum ungefähr zeitgleich hat sich in meinem Tauchclub eine Apnea-Szene gebildet. Apnoe-Taucher:innen sind die Taucher:innen, die mit einem Atemzug möglichst lang, tief oder weit tauchen. Viele wollten mich fürs Apnoetauchen motivieren und hatten hohe Erwartungen. Als Yogalehrerin müsste ich doch ewig die Luft anhalten können. Naja, denkste. Zusätzlich zu einer gewissen Kurzatmigkeit kam, dass ich mich beim Meditieren meistens auf den Atem konzentriere, um mich zu entspannen. Jetzt sollte ich unter Wasser entspannen, aber ich konnte nicht atmen! Sehr frustrierend. 

Zu der Zeit habe ich auch Yoga für Apnoetaucher:innen unterrichtet. Überflüssig zu sagen, dass die alle die Luft länger anhalten konnten als ich. Ich konnte trotzdem helfen! Meine Aufgabe war es, mehr Feinheit und Bewusstsein in die damals teilweise recht brutale Übungsweise zu bringen. Meine Schützlinge haben zu dem Zeitpunkt die Atemtechniken aus Büchern und von (nicht in Breathwork ausgebildeten) Menschen gelernt. Das war schräg! Inzwischen hat sich in der Apnea-Szene auch mega viel getan.

 

Endlich Fortschritt!

Inzwischen ist in der psychospirituellen Szene der Begriff “Breathwork” aufgetaucht und ich habe immer mehr unterschiedliche Techniken und Varianten kennengelernt, geübt und unterrichtet. Außerdem habe ich mir alle Bücher über Breathwork gekauft und gelesen, die ich finden konnte. Kann sein, dass ich das immer noch mache… Während der Pandemie hat sich meine eigene Praxis noch einmal vertieft: Ich habe fast jeden Tag in der Früh am Balkon mit Anleitung Breathwork geübt. 

Ich habe den Boltscore kennengelernt (wie lange man ohne große Vorbereitung nach der Ausatmung die Luft anhalten kann), erfahren, wie man die CO2-Toleranz erhöhen kann, dass ich doch nicht nur durch die Nase atme, wie ich glaube, … und endlich hat sich auch meine Fitness verbessert und: meine Vitalkapazität. Mein Arzt sagt, ich hätte Luft wie ein Wasserbüffel. Was auch immer das bedeutet, aber ich denke, es ist seine Variante von “viel”. 😉

Seit ca. 3 Jahren gebe ich jetzt Workshops und Kurse zum Thema Breathwork und freue mich sehr über die Rückmeldungen der Teilnehmer:innen. Die positiven Effekte, die ich merke, nehmen auch viele andere wahr: Manche berichten, dass sie besser schlafen, weniger Asthma-Symptome haben, länger laufen, besser meditieren können, … Und ich komme immer wieder zum Schluss, dass der Atem ein mächtiges und unterschätztes Instrument ist – wir sollten ihn viel mehr für unser Wohlbefinden nützen!

 

Hier eine kleine Aufgabe für Dich:

Beobachte Deinen Atem mehrmals im Laufe des Tages. Es dauert nur ein paar Minuten und kann aber so aufschlussreich sein! Am besten stellst Du Dir einen Timer, z.B. um 7:30 Uhr, 10:30 Uhr, 13:00 Uhr, 16:00 Uhr und 20:00 Uhr. Natürlich kannst Du Deinen Atem auch mehrere Tage hintereinander beobachten. Du kannst Dir folgende Fragen stellen und die Antworten natürlich auch gerne in ein Notizheft schreiben (vielleicht mach ich einmal eine Vorlage dazu ;-)):

* Wie fühlst Du Dich?
* Atmest Du jetzt durch die Nase oder durch den Mund?
* Spürst Du gerade, dass sich die Bauchdecke mit der Atmung hebt und senkt?
* Spürst Du gerade, dass sich der Brustkorb weitet? Wo genau?
* Wie fühlt sich Dein Atem gerade an?

Viel Freude beim Ausprobieren!

PS: Schau Dir auch gerne meine anderen Blogartikel zum Thema Breathwork an!
PPS: Unter dem Reiter „Veranstaltungen“ findest Du das aktuelle Angebot, falls Du Deine Breathwork-Reise mit mir beginnen möchtest!

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